Ich oder sie – Ich oder keiner
Ich schwimm mir meine Arme schwer,
über mir so leer,
unter mir das Meer.
Komm nicht von der Stelle,
hatte keinen Plan,
was zur Hölle?
Woher komm ich?
Wohin geh ich?
Um mich dreht sich.
Wieso komm ich nie zum Stillstand?
Ich muss wissen, wieso leb ich?
Probleme so erheblich,
dass ich nichts erreiche,
kein Erfolg, keine Liebe,
falsche Identität, in der ich lebe.
Tauche ab,
komm nicht tiefer,
schwimm nach links,
schwimm nach rechts,
schwimme schiefer.
Nur die Weite, nur die Leere,
die muss ich ertragen.
Wo sind Antworten auf meine Fragen?
Ich brauche Hilfe, suche, finde,
meine Therapeutin zeigt mir
wie man atmet und verschwindet,
unten in der Seele,
tauch ich ab und überwinde,
kein Licht, keine Richtung, keine Ahnung
Angst vor dem, was mich erwartet.
Monster düster, Monster eklig,
ich will fliehen, bleibe, seh hin,
Todesangst erhebt sich.
Monster meiner Seele,
Ursprung meiner Probleme.
Mutter, Oma, Opa,
unterdrücktes Leid,
Opfer ihrer Vergangenheit.
Lasst euch helfen,
werdet frei.
Seh in ihre leeren Augen,
aufgesaugt und aufgegessen
von den gefräßigen Monsterfressen.
Ich schlag sie frei,
nehm ihre Hände,
zähle eins zwei drei
und stoß mich ab vom Boden.
Nur eine Richtung: hoch nach oben.
Meine Beine strampeln, rudern,
schwimmen um ihr Leben,
hab das Gewicht von drei Generationen
an meinen Armen kleben.
Mein Herz pumpt,
mein Sauerstoff brennt,
komm kaum einen Meter weiter,
ihre Körper schwerer und breiter.
Meine Kraft lässt nach.
Ich oder sie.
Ich oder keiner.
Ich will leben und lass sie gehen,
als würde ich ihnen keine Chance auf ihr Leben geben.
Ich lass sie los
und sie sinken tief.
Verschwinden in dem dunklen Licht.
Und ich schwimme.
Ich seh schon das Blau,
das vom Himmel,
in die Wasseroberfläche taucht.
Ein Sonnenstrahl scheint,
ich fühle wie mein Herz
um meine Familie weint.
Um meinen Fuß schlingt sich
ein Monstergriff, meine Mutter zurück,
ihr letzter Versucht,
mich zum Bleiben zu bewegen
oder ihr totes Leben von meinem zu beleben.
Panik in ihren Augen,
Schmerz und Verzweiflung
lassen ihre Mimik zerlaufen.
Aber ich kann sie nicht mehr ziehn,
meine letzte Kraft reicht kaum,
um mich bis zur Oberfläche zu bring.
Ich tret nach ihr,
zerre ihre Finger von mir,
ein Krach, ein Schmerz,
mein Fuß zerbrerst,
aber ich bin sie los.
Ich sehe ihren Körper schwinden,
ihre Trauer in Tränen versinken.
Mein Kopf durchstößt die Oberfläche,
meine Lungen schreien Sauerstoff,
und Salz und Wasser brechen.
Wieder schwimme ich in diesem Ozean,
aber diesmal steuere ich eine Insel an.
Ich brauche eine Pause,
was habe ich getan?
Ich war für sie da,
ihr Glück.
So wie sie mich wollten,
aber nie so wie ich war.
Es ist Zeit, die zu werden,
die ich bin, die ich sein will,
nicht mehr ihr Retter spielen
in ihrem misslichen Sinn
des Lebens.
Ich brauche Schlaf.
Ich oder sie.
Ich oder keiner.